Maschinenmensch oder Mieter der Muße?

Geschichte, Chancen und Grenzen des Machtwortes „Maschine“

09.10.2024 | 20:00 Uhr |

HYBRID

Bischof-Sproll-Hauses, Olgastr. 137, 89073 Ulm

Link für Online-Teilnahme und Telefonnummer zum Mithören über

Kath. Dekanat Ehingen-Ulm, Tel.: 0731/9206010, E-Mail: dekanat.eu@drs.de

„Herr Maschine“ wurde der Arzt und Philosoph Julien Offray de La Mettrie (1709-1751) schlicht genannt, nachdem er mit seinem Buch L’Homme Machine (dt.: Die Maschine Mensch) eine atheistisch-materialistische Anthropologie vorgelegt hat. Für La Mettrie war es absurd, dass ein Naturwissenschaftler an Gott glaubt. Oft werden dem materialistischen Reduktionismus, der den Menschen als bloßen bio-chemischen Reiz-Reaktions-Mechanismus betrachtet, organische Metaphern des Wachstums entgegengesetzt. Hans Blumenberg weist darauf hin, dass etwa bei Platon generative und konstruktive Metaphern unmittelbar nebeneinander, ja ineinander auftraten. Heute werden sie eher gegensätzlich wahrgenommen. Die entscheidende Frage ist nicht, ob man den Menschen als Maschine sieht, sondern ob der Mensch sich selbst zur Maschine macht und nur noch maschinell lebt. Muße wäre hier nicht nur ein zeitweiliges Ausschalten der Maschinen, sondern die Berührung mit Metaphern jenseits des Maschinenlebens.

Leitung: Dr. Wolfgang Steffel, Dekanatsreferent

Ohne Anmeldung, Eintritt frei.

Veranstaltung in der Reihe: Philotheo 

Vorträge im Grenzbereich von Philosophie und Theologie

In der kirchlichen Tradition wird die Philosophie als „Magd der Theologie“ bezeichnet. Kant hat aber darauf hingewiesen, dass die Philosophie nicht der Theologie die Schleppe zu tragen habe, sondern mit der Fackel vorausgehe. Karl Jaspers sagte: „Religion braucht, um wahrhaftig zu bleiben, das Gewissen der Philosophie. Philosophie braucht, um gehaltvoll zu bleiben, die Substanz der Religion.“ 2024/25 wird die Reihe unter dem Leitwort „Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst“ (Ps 8,5) im Sinne einer Anthropologie begangen. Theologie ist verborgene Menschenkunde, also Kryptoanthropologie. Und die Anthropologie, d. h. das Nachsinnen über das Wesen des Menschen, sagt viel darüber aus, was der Mensch vor und über und ohne Gott denkt, und so ist sie unausgesprochene Gotteslehre: Kryptotheologie.