„Siehe, es ist (ein) Raum bei mir“

Spannend, inspirierend und im besten Sinne ökumenisch ist die Bilderschau von Adelbert Schloz-Dürr in der „Kleinen Wengenkirche“ in Ulm.

Die Bilder von Pfarrer Adelbert Schloz-Dürr in der Kleinen Wengenkirche in Ulm (Wengengasse) sind bis 24. November täglich von 10 bis 17 Uhr zu sehen. Führungen mit dem Künstler gibt es am 23.11. und 24.11., jeweils von 10 bis 12 Uhr.

Unter dem Motto „Siehe, es ist (ein) Raum bei mir“ (vgl. Exodus 33,21) gibt der langjährige Pfarrer an der (evangelischen) Ulmer Pauluskirche seinem Staunen und seiner Dankbarkeit, seinem spirituellen Unterwegssein und seinem Nachdenken über den Lauf der Zeit künstlerisch Ausdruck. Anlässlich des 625-Jahr-Jubiläums der Grundsteinlegung von St. Michael zu den Wengen nimmt Schloz-Dürr den „Kirchenraum, Lebensraum und Kindertraum” in den Blick.

„Die Wengenkirche ist dem Erz- und Völkerengel Mi-cha-El geweiht, dessen Name die ernste, über Leben und Tod entscheidende Frage an uns Menschheit ist: Wer ist wie Gott?” schreibt Schloz-Dürr in einem kleinen Impulstext zu seinen Bildern. „Die Frage allein erweist sich als Spiegel menschlichen Wahns, der unter vielen anderen für einen Weltkrieg und den Mord an Abertausenden behinderter Menschen und Millionen von jüdischen Menschen verantwortlich ist. Und als Spiegel unserer heutigen Lebensweise. Wollen wir noch immer und immer mehr wie ein Moloch uns aufführen, der bereit ist, seine Kinder und unser aller Zukunft einer verstellten, entstellten, verkauften Welt aufzuopfern?”

Immer wieder gelingende Herbergssuche Gottes unter den Menschen

Aber es gebe „nicht nur das Böse im Erwachen: ‘Am Morgen aber stand Jesus am Ufer, und die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war.'” (Joh 21,4), so hat Schloz-Dürr eines seiner Bilder überschrieben. Die Menschwerdung Gottes, „die scheinbar vergebliche, vereitelte, aber doch immer wieder gelingende Herbergssuche Gottes unter den Menschen von Bethlehem bis Golgatha”, die Wunder Jesu, angefangen von der Hochzeit in Kana, und in der Folge die „täglichen Verwandlungen von (Tränen)Wasser in Wein der Freude und Hilfe” sind dem Pfarrer und Künstler Grund zur Hoffnung. Und gute Bilder könnten helfen, „dass wir in der Flut des Katastrophalen nicht aufhören, dieses Wunder zu erwarten: auch in der Ukraine und in Russland, auch im nicht ferneren Nahen Osten”.

Zu sehen gibt es biblische Motive – etwa „Das Licht scheint in der Finsternis“ (Joh 1,5) mit dem zwölfjährigen Jesus im Tempel –, Darstellungen großer Heiliger wie des Christopherus als „Fürsprecher und Begleiter aller Über-Setzungen, Überfahrten und Übergänge“ und immer wieder Nachdenkliches mit lokalem Kolorit, etwa „Franziskus‘ Vogelpredigt“ mit dem „Gezwitscher in der Wallfahrtskirche Steinhausen“.

„Vermittlungen sind unumgehbar”

Berührungsängste mit Maria und den Heiligen hat Adelbert Schloz-Dürr nicht. „Diese guten Mächte haben in meiner Spiritualität schon immer eine Rolle gespielt”, erklärt er. Auch in der Ökumene sei es ihm immer wichtig gewesen, nicht nur das im Blick zu haben, „was man gemeinsam machen kann, sondern auch das, was uns gegenseitig herausfordert.” Einmal habe jemand zu ihm gesagt, die Situation würde ihn abstoßen, dass man im katholischen Bereich „nur über die Vorzimmerdamen oder -herren zum Chef” komme. Wenn man aber vor einem abstrakten, womöglich sehr fernen Gott, stehe, allein im eigenen Gewissen, so Schloz-Dürr, frage er sich, ob das nicht weniger Unmittelbarkeit und Präsenz Gottes ist, als diese vermittelte Situation. „Vermittlungen sind unumgehbar.”

Unter dem Titel „Das Hochamt war“ hat Adelbert Schloz-Dürr das „Ende einer Adventsmesse mit Pfarrer Oskar Gageur kurz vor der Zerstörung der Wengenkirche am 17.12.1944“ ins Bild gesetzt. Er sagt dazu: „Es ist der Kirchenraum, der bis 1944 das Allerheiligste der Wengenkirche war, ihr Chor. Seit ich ihn entdeckt habe, bin ich gefesselt von dem Gedanken, diesem einstigen spätbarocken Festsaal Gottes auch nur ein wenig von der Bilderfreude zurückgeben zu können, die ihn einst beseelte und die jene Bombennacht vom 17. Dezember 1944 ihm raubte.“ Schloz-Dürrs Bilder sind eine Einladung, Glaube, Liebe und Hoffnung (mehr) Raum zu geben.