Filmemacher hätten die letzten Tage von Papst Franziskus wohl nicht beeindruckender, interessanter oder emotionaler inszenieren können.
Genau diese Worte hörte man in den letzten Tagen, in der letzten Woche immer wieder. Die Menschen waren beeindruckt davon, wie Franziskus, der Papst, der schon so lange mit seiner Gesundheit zu kämpfen hatte, vor einigen Wochen aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Man sah ihm an, dass es ihm besser ging, er konnte auch schon wieder einige öffentliche Auftritte absolvieren.
Am Ostersonntag dann, die ganze katholische Welt hatte spekuliert, wird es ihn geben, den Segen für Stadt und Erdkreis? Ja, es gab ihn, „Urbi et Orbi“ hieß es vom Balkon des Petersdoms von einem Franziskus, dem es sichtlich gefiel, den Menschen in ihrer Osterfreude zu begegnen, ihnen diesen Segen spenden zu können und diese Freude von Ostern, diese Freude über den Sieg des Lebens über den Tod, in die Welt tragen zu können.
Nicht einmal 24 Stunden später ging dann die Nachricht über den Tod von Franziskus ihren Weg um die Welt.
Der Papst stirbt nach zwölfjähriger Amtszeit am Morgen des Ostermontag. Dies war für viele, nicht nur gläubige Menschen, ein Zeichen. Franziskus hatte seinen letzten Dienst an den Menschen getan. Er hat ihnen den wichtigsten Segen mitgegeben. Franziskus hatte seinen letzten Dienst an Gott getan. Er hat die Auferstehung von Jesus an Ostern gefeiert. Franziskus hatte seinen letzten Dienst an sich selbst getan. Er konnte heimkehren zu Gott.
Mit dem Tod von Franziskus begannen die Menschen dann auch, über das zu sprechen, was ihm selbst am Wichtigsten war, aber auch über das und vor allem den, der nachkommen wird.
Dies ist auch das Thema des Films, der in den letzten Tagen die meisten Streaming-Aufrufe hatte, seit seiner Veröffentlichung im letzten Jahr. Der Film „Konklave“ des Regisseurs Edward Berger stand schon vor zwei Monaten in der Aufmerksamkeit, als er bei den Academy Awards mit stolzen acht Nominierungen antrat. Gewonnen wurde dann der Oscar für das beste adaptierte Drehbuch. Und obwohl der Preis für „Bester Film“ an einen anderen ging, so ist das Thema des Konklaves für die Menschen in diesen Tagen noch interessanter als noch vor zwei Monaten.
Und es ist ja auch wirklich ein spannender Film, der die Machenschaften, die Verfehlungen und den Kampf für einen guten Nachfolger Petri aufzeigen. Der Film spielt dabei mit den Emotionen der Zuschauenden. Die Sympathien können dabei gar nicht nur auf eine Person fallen. Man bekommt einen guten Einblick, dass es an jedem Menschen unterschiedliche Seiten gibt und auch jeder Mensch diese unterschiedlich wahrnimmt. Im Film begegnen wir zum einen dem lebensfrohen, gemütlichen und sympathischen Italiener, der sich als erzkonservativer Knochen entpuppt. Wir folgen den Schritten des britischen Kardinals, der als Dekan die Wahl leitet, und dessen großes Ziel es ist, einen möglichst menschlichen Nachfolger für den verstorbenen Pontifex zu finden. Dabei bricht er allerdings viele Regeln und versucht die Kardinäle so in ihren Entscheidungen zu beeinflussen. Der nigerianische Kardinal wird mit den Fehlern seiner Vergangenheit konfrontiert und der neue in der Runde, der gebürtige Mexikaner und Kardinal von Kabul hält stark und glaubhaft an seinen Überzeugungen fest. Letztendlich werden sich die Kardinäle recht schnell einig, wer das neue Oberhaupt der Katholischen Kirche werden soll.
Auch, wenn Manches in der Realität sicher anders läuft, als es im Film „Konklave“ dargestellt wird, es ist und bleibt spannend, wie es hinter den Kulissen eines Konklaves aussieht, was die Chancen der einzelnen Kandidaten angeht, aber auch, wie die Kardinäle zu ihren Entscheidungen kommen.
Auch schon die Wahl von Jorge Mario Bergoglio vor zwölf Jahren war sehr überraschend für Viele. Sein erster Satz zu den Gläubigen auch, denn er wünschte einfach einen guten Abend. Und genau das machte das Pontifikat von Franziskus aus, das war ihm immer das Wichtigste: Bei den Menschen zu sein, den Menschen zu begegnen, Menschlichkeit zu zeigen. Sich einzusetzen für diejenigen, die am Rande standen, denen von anderen Menschen das Mensch-Sein abgesprochen wurde. Franziskus schaffte es dabei, auch andere Menschen immer wieder mitzunehmen in seine Gedankenwelt, dass es unsere oberste Aufgabe als Christ:innen ist, die Schöpfung Gottes zu wahren und zu achten. Und er hielt mit seiner Meinung, die er manchmal sehr scharf formulieren konnte, wenn ihm etwas nicht passte, auch nicht hinter dem Berg, sondern sprach aus, was ihm eben so in den Kopf kam. Er machte sich wenig Sorgen um das Protokoll, sondern wollte die Christusnachfolge wieder mehr in den Mittelpunkt rücken.
Mit dieser Einstellung hat Franziskus auf jeden Fall einen neuen Weg im Vatikan eingeschlagen. Das kommende Konklave wird zeigen, wie es mit der Kirchenführung weitergehen wird.
Wird sein Nachfolger jemand, der auf der gleichen Linie unterwegs sein wird, wie Franziskus?
Bekommen wir einen Papst, der die Lockerheit der letzten Jahre wieder in strenge Formen zurückführt?
Könnte der kommende Bischof von Rom es schaffen, die Weltkirche auf einen gemeinsamen Weg zu bringen?
Diese Fragen können wir nicht beantworten. Wir können abwarten und Tee trinken, oder beten, um den Geist, der die Kardinäle auf ihrem Konklave begleitet.
Für alle, die mehr über den Ablauf eines Konklaves erfahren möchten, veranstalten Citypastoral und keb einen Gesprächsabend am Dienstag, 06. Mai 2025.
Um 18 Uhr gibt es einen aktuellen Film, der sich mit der Wahl des Papstes auseinandersetzt, ab 20 Uhr besteht die Möglichkeit zum Gespräch. Beide Veranstaltungsteile können auch unabhängig voneinander besucht werden.
Mehr Informationen finden sich auf dem Veranstaltungsplakat