Ein Heiliger auf der Theaterbühne

Am Theater Ulm wird eine Franziskusoper uraufgeführt

Bild: Entwurf: Heiko Mönnich

Auffallend häufig halten berühmte Persönlichkeiten der Geschichte Einzug in einen Opernstoff: am Theater Ulm begegnen sich aktuell z.B. die konkurrierenden Regentinnen Elisabeth I. und Maria Stuart auf der Bühne in Gaetano Donizettis »Maria Stuarda«. Akteure aus Politik und Zeitgeschehen aus fernster Vergangenheit bis in unsere Tage finden sich in beachtlicher Fülle als Figuren auf der Opernbühne, von Arminius (Händel), den Protagonisten der Französischen Revolution Danton und Robespierre (Gottfried von Einem), Zar Boris Godunow (Mussorgski) bis hin zu Präsident Richard Nixon (John Adams) oder Willy Brandt (Gerhard Rosenfeld). Heilige hingegen sind auf der Bühne eher rar, und wenig überraschend sind es dann Personen, deren Lebenslauf markante Wendepunkte und einige Dramatik aufweist: Jeanne d’Arc ist mehrfach Opern-Protagonistin (Tschaikowski und Honegger) und auch den Ordensgründer Franziskus konnte man dank des gleichnamigen Werks von Olivier Messiaen bereits als Bühnenfigur erleben. Dass auch Messiaens Mentor Charles Tournemire diesem Heiligen eine Oper widmete, das war allerdings bisher nur wenigen Experten bekannt.

Tournemire, einer der bedeutendsten Organisten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, schrieb dieses Werk in ungemein schwieriger Zeit – Europa im Krieg, viele Länder bereits beherrscht von diktatorischen »Führern«, der praktizierende Katholik Tournemire trifft die Wahl seiner Opernhauptfigur, eines alternativen Vorbilds, keineswegs zufällig. Er widmet seine Komposition dem »kleinen Armen aus Assisi« (»Le petit pauvre d’Assise«). Die Zeitumstände bedingten, dass dieses Werk, das Tournemire kurz vor seinem Tod 1939 vollendete, in Vergessenheit geriet.

Am Theater Ulm erlebt es am 8. Mai 2025 nun seine Uraufführung und damit – in glücklicher Fügung – nahezu zeitgleich mit mehreren franziskanischen 800-Jahr-Jubiläen, die die franziskanische Ordensfamilie in den Jahren 2023 bis 2026 feiert: 1225 kreierte Franziskus den berühmten Sonnengesang (»Laudato si«), am 3. Oktober 1226 starb er. Auch vor diesem Hintergrund hat das Theater Ulm in Kooperation mit der Katholischen Erwachsenenbildung Ulm ein umfangreiches Rahmenprogramm rund um die Opernuraufführung aufgelegt, das neben Details zum Wirken des französischen Komponisten und Kirchenmusikers Charles Tournemire auch viele Aspekte des franziskanischen Ordenslebens und des Lebens des heiligen Franziskus aufgreift.

Er muss ein charismatischer Mensch gewesen sein, dieser Francesco aus Assisi, der als Sohn einer sehr wohlhabenden Familie zum radikalen Aussteiger wird und sein Leben ganz auf Jesus und radikale Armut und Nächstenliebe hin ausrichtet – vor 800 Jahren ebenso mutig und ungewöhnlich wie heute. Franziskus begriff sich dabei nicht als Ordensgründer, aber aufgrund seiner besonderen Ausstrahlung und seiner Glaubwürdigkeit erzeugte sein vorbildhaftes Handeln in kürzester Zeit eine Eigendynamik, dass die immer zahlreicher werdende Menge an ihm nacheifernden Brüdern und Schwestern ihn zuletzt überforderte.

Auch wenn Franziskus sich zuletzt am liebsten als Eremit ganz aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hätte, der von ihm gegebene Impuls war von immenser Wirkung. Innerhalb kürzester Zeit gründete sich in ganz Europa Gemeinschaften nach seinen Daseins- und Glaubensmaximen, zumal es mit der hl. Clara sofort auch eine mindestens ebenso beeindruckende weibliche Persönlichkeit gab, die franziskanische Grundsätze auch für Frauen lebbar machte.

Diese wichtige Vertraute und Begleiterin des hl. Franziskus begegnet uns auch in der Oper von Charles Tournemire, denn der Komponist greift in seinem Werk Schlüsselmomente aus dessen Leben auf, auch wundersame Ereignisse wie die ›Zwiesprache‹ des jungen Franziskus mit Jesus, der ihn in der kleinen, maroden Kapelle »San Damiano« vom Kruzifix herab auffordert: »Stelle meine Kirche wieder her, die ganz verfallen ist«. Schon Zeitgenossen des Franziskus hatten in diesem legendären Geschehen aus der Heiligenvita viel mehr gesehen als den ›höchstinstanzlichen‹ Auftrag an den jugendlichen Sinnsucher, ein unscheinbares Bauwerk zu sanieren. Franziskus’ Wirken schien der Beweis zu sein, dass dieser vielmehr einer wesentlich weiter gefassten Weisung gefolgt war, nämlich durch sein beispielgebendes Handeln die innere Baufälligkeit der Kirche als Institution und Glaubensgemeinschaft zu erneuern. Die Kirche zu seiner Zeit war ebenso reformbedürftig wie die in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts. Das benannte der Komponist Charles Tournemire mehrfach auch als Anlass, durch seine Kunst und die Wahl seiner Themen und Vorbilder eine christliche Erneuerung zu befördern.

Fast ein Jahrhundert später steht die Kirche vor wohl noch drastischeren Herausforderungen, der Rückgang ihrer Mitgliederzahlen, der Priestermangel, der durch Missbrauchsskandale bedingte Verlust von Glaubwürdigkeit, der zögerliche Umgang mit wichtigen sozialen Fragen, das Lavieren bei der Bestimmung der Rolle der Frau in der Glaubensgemeinschaft, schwächt sie als ernstzunehmende moralische Instanz, und das in einer Zeit, in der vermehrt dubiose, skrupellos zynische ›Leader‹ die weltpolitische Bühne beherrschen.

Wenn das Theater Ulm also 2025 die Uraufführung von Tournemires Oper über den hl. Franziskus realisiert, also jene Person, von der der italienische Dichter Dante Alighieri in seiner »Göttlichen Komödie« schrieb, es sei mit ihr „der Welt eine Sonne aufgegangen“, dann geht es bei diesem Vorhaben nicht nur darum, ein Kleinod der französischen Oper und europäischen Musikentwicklung endlich erleb- und hörbar zu machen, sondern dem Theater Ulm ist es mit diesem Werk auch ein Anliegen, in einer Welt, die mehr denn je des Friedens und der Verständigung bedarf, die zeitlosen franziskanischen Werte von Nächstenliebe und Respekt vor der Schöpfung ins Bewusstsein zu rücken.

Kay Metzger
Intendant

Über das interessante Rahmenprogramm können Sie sich auf der Website des Theaters informieren. Vorstellungen von »Le petit pauvre d’Assise« im Theater Ulm sind an folgenden Terminen geplant:

Donnerstag, 8. Mai 2025, 19.30 Uhr – Uraufführung –
Samstag, 17. Mai 2025, 19.00 Uhr
Samstag, 24. Mai 2025, 19.00 Uhr
Sonntag, 1. Juni 2025, 19.00 Uhr
Freitag, 6. Juni 2025, 20.00 Uhr
Mittwoch, 11. Juni 2025, 20.00 Uhr
Freitag, 13. Juni 2025, 20.00 Uhr
Donnerstag, 26. Juni 2025, 20.00 Uhr
Freitag, 11. Juli 2025, 20.00 Uhr
Mittwoch, 16. Juli 2025, 20.00 Uhr

Theaterkasse
Herbert-von-Karajan-Platz 1
89073 Ulm
Öffnungszeiten:
Mo 11–17 Uhr / Di–Fr 11–19 Uhr / Sa 10–13 Uhr
Tel. 0731 161 4444
theaterkasse@ulm.de
www.theater-ulm.de

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Aktueller Impuls

Gebet für den Frieden
(Hl. Franz von Assisi)

Herr, mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.
Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.

Zentrale Gebete

Vater­unser

Das Vaterunser ist das zentrale Gebet des Christentums und wurde von Jesus Christus selbst gelehrt. Es ist ein Gebet, das die Beziehung zwischen Gott als Vater und den Gläubigen betont. Es besteht aus sieben Bitten, die die Werte des Glaubens widerspiegeln.

Das Gebet findet sich in den Evangelien von Matthäus und Lukas und wird in vielen christlichen Gottesdiensten gemeinsam rezitiert. Das Gebet vereint somit Christen weltweit, da es in allen christlichen Konfessionen gebetet wird.

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

Glaubens­­bekenntnis

Das Glaubensbekenntnis, oft das Apostolische Glaubensbekenntnis genannt, ist eine Zusammenfassung der grundlegenden Glaubensinhalte der katholischen Kirche. Es drückt den Glauben an Gott, Jesus Christus, den Heiligen Geist und die Gemeinschaft der Gläubigen aus.

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.

Amen.

Ave Maria

Das Ave Maria, auch bekannt als das »Gegrüßet seist du, Maria«, ist ein Gebet, das sich direkt an Maria richtet. Es erinnert an die Verkündigung und betont ihre Rolle als Mutter Gottes. Der Text des Gebets basiert auf dem biblischen Bericht über die Verkündigung an Maria, als der Engel Gabriel ihr die bevorstehende Geburt Jesu verkündete.

Das Ave Maria wird in verschiedenen liturgischen und musikalischen Kontexten verwendet, es ist auch wichtiger Bestandteil des Rosenkranzgebets. Neben seiner liturgischen Verwendung findet das Ave Maria daher auch Platz in der alltäglichen Frömmigkeit. Viele Komponisten haben das Ave Maria in ihrer Musik vertont, wodurch es auch in der klassischen Musik große Bedeutung erlangt hat.

Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir.

Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus.

Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes.

Amen.